Tschüss gastfreundliches Island, hallo unentspanntes Deutschland

///Tschüss gastfreundliches Island, hallo unentspanntes Deutschland

Im ersten Moment bin ich sehr froh, dass es endlich nach Hause ging. Doch wenn ich darüber nachdenke, fühlt es sich an, als würde man sein „zweites Zuhause“ zurücklassen.

Eigentlich blieb keine Zeit zum Nachdenken, da ich in nicht mal mehr 48 Stunden in Deutschland sein würde. Apropos Zeit: Gestern sah ich mich noch zum ersten Mal in Island ankommen und nun war ich schon beim Kofferpacken. In Gedanken versunken packte ich meinen neuen Vakuumbeutel aus der Verpackung. Jedem, der länger ins Ausland geht, kann ich diesen Beutel nur raten. Ich hätte niemals meinen Kofferinhalt nach fünf Monaten in meinen Billig-Kaufland-Koffer quetschen können.

Der Busfahrtrick

Voll bepackt hetzten Hendrik und ich am nächsten Morgen zum Bus, der uns innerhalb von sechs Stunden nach Reykjavík brachte. Busfahren sind wir zum Glück schon gewohnt, da das – neben Taxi – das einzige öffentliche Verkehrsmittel ist, das es auf der Vulkaninsel gibt. Abends kamen wir in Reykjavík an und mussten gleich in den nächsten Bus umsteigen, Richtung Stadtmitte. Ständiges Problem: Kein Kleingeld. Man muss immer 400 ISK parat haben, um ein Ticket zu bekommen. Wenn man sich aber als dummer Touri ausgibt und fragend mit der Kreditkarte vor dem bärtigen Busfahrer herumwedelt, winkt er einen ohne Murren einfach durch. Klappt meistens!

Während der sechsstündigen Busfahrt konnten wir noch einmal den isländischen Winter verinnerlichen.

Während der sechsstündigen Busfahrt konnten wir noch einmal den isländischen Winter verinnerlichen.

Da unser Flieger erst am nächsten Morgen um 8:50 Uhr abhob, mussten wir noch eine Nacht in einem Gästehaus verbringen. Auf dem Weg zum Gästehaus dachte ich, dass mein Koffer komplett unter dem Gewicht zusammenbricht. Die Rollen bogen sich schon nach außen. Dazu kam der viele Schnee und – diese Glätte! Ich glaube, Isländer haben noch nie etwas von Salzstreuen gehört. Meine Oma hätte hier keinen Schritt vor die Tür gesetzt. Am Gästehaus angekommen, begrüßte uns Evelyn, eine ältere Dame mit französischem Dialekt. Wir waren nicht überrascht von ihrer Gastfreundschaft, denn das ist typisch isländisch. Da wir das Hostel schon um 5 Uhr verlassen mussten, stand Evelyn schon morgens mit warmen Toast, Käse und Tee im Gemeinschaftsraum bereit.

Die letzte Nacht in Reykjavík und damit auch in Island. Es war spiegelglatt.

Die letzte Nacht in Reykjavík und damit auch in Island. Es war spiegelglatt.

„Sprechen Sie Deutsch?“

Am Flughafen mussten wir sofort feststellen, dass unser Flieger zwei Stunden Verspätung hatte. Mein erster Gedanke: Deutsche Bahn. Der Check-In verlief reibungslos und bald saßen wir auch schon im Flieger, wo es sogar WLAN gab – wie eigentlich überall in Island. Pures Paradies! Der erste Stopp war Kopenhagen. Dort mussten wir wegen der Verspätung nicht mehr fünf, sondern nur noch drei Stunden warten. Danach ging es mit einer kleinen Propellermaschine nach Hannover-Langenhagen. Bei der Gepäckausgabe ereignete sich folgende Situation: Ein Mann fischte einen Koffer von der Ablage, der offenbar einer jungen, nicht deutsch aussehenden Frau gehörte. Der Koffer sollte durchgescannt werden. Der Mann: „Sprechen Sie Deutsch?“. Die Frau murmelte etwas. Nicht mal zehn Minuten in Deutschland und ich bin schon genervt. Wieso spricht man eine scheinbar Nicht-Deutsche auf einem Flughafen (!) mit Deutsch an, obwohl es doch viel wahrscheinlicher ist, dass sie eher Englisch versteht. Seit meiner Rückkehr ist mir das besonders in der Post aufgefallen. Wenn der Ausländer kein Deutsch versteht, spricht die Postangestellte einfach lauter. Wo bleibt da die Logik?

Die Ankunft hatte aber natürlich auch etwas Positives: Mein Papa und meine Schwester warteten bereits am Eingang und begrüßten Hendrik und mich mit Tränen. Auch zu Hause und in Mittweida wurde ich herzlich und mit Umarmungen aufgenommen. „Und, wie war’s?“ – „Äh, gut..“ Die wohl nervigste Frage nach einem Auslandssemester, da es eigentlich unmöglich ist, fünf Monate in fünf Minuten zusammen zu fassen.

Die Anrechnung

Auch organisatorisch hat alles sehr gut geklappt. Die Anrechnung verlief sehr einfach und reibungslos. Ich habe direkt nach meiner Rückkehr alle notwendigen Unterlagen an Prof. Graßau per Post geschickt und etwa drei Wochen später waren meine Noten bereits online. Zu den Unterlagen hatte ich noch Notenumrechnungstabellen beigefügt, um es etwas zu vereinfachen

Der Abschied von den anderen Austauschstudenten in Island ist mir persönlich nicht so schwer gefallen. Wenn ich nun aber zurückdenke, würde ich sehr gern wieder dort sein. Das Auslandssemester hat bei mir vor allem die Reiselust geweckt. Ich kann’s kaum erwarten, meinen nächsten Flug zu buchen.

Maria

By |2017-11-01T08:36:03+01:00Februar 12th, 2016|Explore Island, Island|0 Comments

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