Yliopisto! Uni in Finnland

///Yliopisto! Uni in Finnland

Tampere ist für Medien- oder Wirtschaftsstudenten aus Mittweida wahrscheinlich eine der einfachsten Möglichkeiten für ein Auslandssemester. Die Auswahl an englischen Kursen ist groß und ähnlich zu denen an der Heimatuni. Doch ein paar Unterschiede hat die finnische Hochschule doch zu bieten: von Saunaevents, Green Screen und dem Motto „es geht nichts über group work“.

Ja, ich könnte euch jetzt auch von der letzten Erasmusparty am Wochenende erzählen, aber wir sind ja auch zum Studieren hier, also eigentlich hauptsächlich. In den ersten Wochen mussten sich Christina (mit der ich zusammen aus Mittweida hier in Tampere bin) und ich erstmal an die Uni-Kultur gewöhnen. Da saßen wir in unserem ersten Kurs – Event Tourism – am Montag, 14 Uhr im Hauptgebäude der TAMK. Der Lehrer kam nicht… 45 Minuten lang. Na ja, der Kurs fing dann doch erst nächste Woche an. Auf ein Neues! Und da hieß es dann:

 „Grundregel Eins: wir fangen immer 15 Minuten später an als vorgegeben. Aber jetzt packt eure Sachen – wir gehen in die Sauna!“

Damit sollten wir in den ersten Unterrichtsstunden typisch finnische Events kennenlernen. Beim zweiten Mal wanderten wir in den Wald zum See und grillten zusammen. Das Beste am Kurs ist aber immer noch unser Lehrer: Markku Lampi. Allein der Name, die Erscheinung mit bodenlangem Mantel aus den 70ern und seinem blonden, schulterlangem Haar macht ihn für uns einzigartig. Als Prüfungsleistung sollen wir uns ein möglichst realistisches Event für Tampere ausdenken und es am Ende präsentieren. Das ist übrigens auch ein Business-Kurs, den wir als Medienstudenten belegen können.

Barbecue am See anstatt Unterricht

Barbecue am See anstatt Unterricht in „Event Tourism“

Bloggen mit britischem Humor

Eindeutig anspruchsvoller ist der nächste Kurs: Media Channels and Platforms, für den alle einen eigenen Blog erstellen sollten. Jeden Donnerstag erforschen, diskutieren und präsentieren wir in drei Stunden (das ist die reguläre Unterrichtszeit) verschiedene Medienthemen wie Film, Reality TV oder Fan-Kultur. Alles steht unter dem Motto „nichts geht über group work“, was manchmal schon zu viel ist, andererseits aber auch unterschiedliche Ansichten bringt.

Richtig cool und motiviert ist auch hier der Lehrer: Chris Smith aus Edinburgh. Jede Woche gibt es noch einen Pre- und Post-Task für unseren Blog und zusätzlich erwartet er Beiträge für eine Art Medientagebuch. Dabei sollen wir uns zum Beispiel das “Worst Case Scenario“ der Medienlandschaft in zehn Jahren vorstellen und kreativ umsetzen oder über Personen schreiben, denen wir bei Facebook folgen. Meinen Blog findet ihr hier. Der Kurs macht uns auf jeden Fall am meisten Spaß.

Auch sehr entspannt ist, dass wir alle Professoren duzen können. Da reicht ein einfaches „Hi Chris“ in der Mail aus. Die englische Sprache ist auch kein Problem, manchmal fällt es mir sogar leichter, weil Deutsch immer so hart und kompliziert ist, aber klar gibt es auch schwierigere Texte. Die Finnen sprechen allerdings alle sehr gut Englisch und für sie sind englische Kurse total normal. Genauso wie im Kurs Working in a Co-operative, wo ich fast nur mit Finnen zusammensitze und trotzdem immer englisch gesprochen wird. Inhaltlich geht es um Entrepreneurship, also Grundlagen für das eigene Business oder Start-up-Unternehmen.

Und wie sieht ein typischer Unitag für uns aus?

Video auf YouTube

Green Screen mit Selfie

Unter den vielen medienpraktischen Kursen an der TAMK habe ich mich noch für Visual Effects of Moving Image entschieden. Dort arbeiten wir in Gruppen (ihr seht, es wiederholt sich!) mit Green Screen und Animationsprogrammen wie After Effects oder Blender. Der Videodreh hat echt Spaß gemacht, eine richtige internationale Gruppenarbeit mit anderen Finnen und der Story, dass ein Mann beim Selfie machen den Balkon herunterstürzt. Es ist auch ganz einfach, die Technik auszuleihen: Einfach hingehen – buchen – mitnehmen, geht auch bis über eine Woche.  Dieser Kurs ging nur bis Ende Oktober, also die erste Hälfte des Semesters, fand aber dafür auch jeden Dienstag von 9 bis 15 Uhr statt. Zusätzlich haben wir noch eine Firma für visuelle Grafikeffekte zusammen besucht.

Der letzte von meinen fünf Pflichtkursen nennt sich Project Management, wobei wir in Dreiergruppen selbstkreierte Projekte planen, durchführen und am Ende präsentieren. Es dreht sich auch wieder alles um „learning by doing“, obwohl ich mal eine richtige Vorlesung erwartet hätte. Das passt aber wiederum zu den schulmäßigen Räumlichkeiten am Mediapolis-Campus. Leider gibt es bei hier jedoch öfters Überschneidungen im Stundenplan mit anderen Kursen.

 

Sprachliche Versuche

Neben diesen fünf Kursen versuche ich auch noch Finnisch zu lernen, was echt schwer ist (siehe Überschrift: Yliopisto = Universität). Dafür bin ich einmal im Basics of Finnish-Kurs und treffe mich zusätzlich mit Finnen über “Each One Teach One”, sowas wie Tandem, was echt Spaß macht. Wiederum trainiere ich mit Finnen in einem anderen Kurs ihr Deutsch, doch da sie so schüchtern sind, erweist sich das manchmal als Geduldsprobe. Leider kann ich mir die Credits für diese Kurse aber nicht anrechnen lassen.

Zusammengefasst bin ich sehr zufrieden mit den Kursen hier, vor allem der offene Umgang unter Studenten und Professoren gefällt mir. Die Inhalte sind teilweise nicht ganz so anspruchsvoll wie in Deutschland, aber es ist interessant, eine andere Art des Unterrichts kennenzulernen.

Lisa

By |2017-11-01T08:36:04+01:00November 11th, 2015|Explore Finnland, Finnland|0 Comments

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