El tiempo después – die Zeit nach dem Auslandssemester

///El tiempo después – die Zeit nach dem Auslandssemester

Sicherlich fragt ihr euch, warum jetzt, mehr als vier Monate nach Marcus‘ und meinem Auslandssemester in Gandía, noch ein Bericht dazu kommt. Das liegt am allbekannten Problem und wohl zweifelhaftesten Punkt an einem Auslandssemester: den Notenanrechnungen.

Prüfungsstress und Abschied

Die Vorlesungen waren Mitte Mai geschafft, weiter gings mit praktischen Projekten und allen Prüfungen. Und ja, man glaubt es kaum, aber nach einem halben Jahr habe ich sogar meine zwei mündlichen Tests in Spanisch mit 1,0 bestanden – ¡olé! Zu den anderen Prüfungen na ja, was soll ich sagen – mit dem Strand vor der Haustür, jeden Tag Sonnenschein und bei durchschnittlichen 38°C lernt sichs nicht unbedingt leichter. Leider halten einen davon nicht mal Prüfungen in einer anderen Sprache ab, wie wir festgestellt haben. Da wir zu dem Zeitpunkt endlich alle langsam spürten, dass das mit dem Spanisch endlich funzt, hat sich uns auch der Inhalt aller Vorlesungen seit Februar eröffnet. Lang lang hats gedauert, gebracht aber leider nicht wirklich etwas. Also zu ein paar Lerngruppen mit spanischen Freunden zusammengesetzt und alles nochmal durchgegangen, am Abend vor der Prüfung noch mal schnell in den Hefter geschaut und dann ab zum Strand zur Vorglüh- oder Abschiedsrunde von irgendjemandem. Wir mussten eben Prioritäten setzen.
Die letzten Monate und Wochen abseits der Prüfungen haben wir trotzdem noch richtig genossen. Wir waren Paintball spielen und reiten, wanderten und kletterten gemeinsam auf den höchsten Berg der Region, lagen jeden Tag am Strand und spielten Beachvolleyball, waren auf allen Partys fast immer bis zum Sonnenaufgang dabei. Wir haben jeden Tag und jede letzte Minute unserer Zeit in Spanien genossen.

 

Zurück auf dem Boden der Tatsachen

Doch mit dem Rückflug nach Deutschland holte uns die Realität wieder ein. Auch in Mittweida ist das Leben weitergegangen. Da wir relativ spät und erst zur Prüfungszeit wieder nach Mittweida zurückgekommen sind, waren alle im Stress oder teilweise schon zuhause. Außerdem hatten wir natürlich noch keine Prüfungsergebnisse aus Spanien, weshalb wir mit der Anerkennung der Noten noch warten mussten. Dann war da auch noch das Crossmediaprojekt. Natürlich haben wir immer mal wieder was davon mitbekommen, aber plötzlich als eine der neuen Projektleiterinnen zu übernehmen und das Projekt gleich vor den Professoren und anderen Hochschulteams zu vertreten, war wirklich hart. Auch das Einfinden in den normalen Alltag zuhause war nicht unbedingt leicht und teilweise eine echte Herausforderung.

Ewiges Hin und Her mit den Noten

Mitte Juli kam dann endlich der heiß ersehnte Transcript of Records aus Gandía – alles bestanden. Also konnte es los gehen, für die Anerkennung der Noten zu sorgen. Dafür haben wir ein Formular zur Anerkennung der Prüfungsleistungen vom Auslandsamt bekommen, das ausgefüllt und an den Prüfungsausschussvorsitzenden gesendet. Bei Marcus hat der ganze Prozess noch etwas länger gedauert, denn mit der Genauigkeit beim Noten eintragen haben es die Professoren in Spanien nicht so. Sowohl in Gandía bei der Änderung der Noten als auch in Mittweida beim Antrag war die Kommunikation über die Semesterferien mehr als mau, weshalb über mehrere Monate nichts passiert ist. Kurz vor dem Beginn der Einschreibung zum neuen Semester kam dann natürlich die Ratlosigkeit – wo schreiben wir uns für das letzte Semester ein, wenn wir noch nicht mal wissen, ob uns die Noten aus dem vorherigen Semester überhaupt angerechnet wurden? Nachdem Marcus und ich dann so ziemlich alle Gremien an unseren Unis in Gandía und Mittweida abgeklappert haben, kam dann endlich die Antwort: Mein Antrag ist angekommen und bestätigt, nur noch nicht eingetragen worden. Marcus Noten wurden leider nicht nochmal geändert, also musste er seinen Antrag nun so in Mittweida einschicken.

Irgendwann waren die Noten dann endlich drin im Intranet – nur leider falsch und zu unseren Ungunsten umgerechnet. Eigentlich hatten wir so sehr gehofft, dass zumindest das funktioniert. Aber da Spanien ein Notensystem von 0 bis 10 Punkten hat (10 ist das beste), waren die Probleme fast vorprogrammiert. Also haben wir zu Semesterbeginn einen Termin mit dem Prüfungsausschussvorsitzenden ausgemacht, gefühlt tausend Vergleichslisten zur Umrechnung ausgedruckt und um unsere Noten gekämpft. Glücklicherweise sind wohl doch Fehler unterlaufen und nach einer Überprüfung wurden die Noten dann um ein bis zwei Notenschritte verbessert und vor ein paar Tagen erneut ins Intranet übernommen. Auch wenn es uns sehr viele Nerven gekostet hat, lohnt es sich zu kämpfen, wobei man vor allem in Marcus‘ Fall doch eher mit einer kritischeren und unverhandelbaren Anrechnung rechnen muss.

Ein Auslandssemester nur zur Aufbesserung des Lebenslaufs?!

Letztendlich war mein Semester in Spanien von den Noten her betrachtet aber trotzdem mein bestes – und ich bereue es überhaupt nicht, nicht zu 100% den gleichen Stoff wie in Mittweida behandelt zu haben. Was wir in Spanien dazugelernt haben, geht weit über den gewöhnlichen Unistoff hinaus. Wir haben ein Semester in einer komplett anderen Sprache studiert, die wir noch nicht einmal ein Jahr lang beherrschen, haben in dieser alle Prüfungen mitgeschrieben und letztendlich auch bestanden. Sowohl was das allgemeine Studieren im Ausland als auch die weltweiten Freundschaften angeht – wir haben die Möglichkeit, davon noch ewig zu profitieren, auch abseits unseres CVs für spätere Arbeitgeber. Manchmal liegt das Ziel und die wichtigste Erkenntnis eben genau nur darin zu verstehen, dass im Ausland nicht alles so funktioniert wie zuhause in Deutschland – auch das Studieren. Dieses Verständnis ist leider, oder aber vielleicht auch zum Glück, ein Muss für internationales Arbeiten.

Und auch wenn der Anfang und das Ende in Mittweida schwer waren, würden wir alle sofort wieder nach Gandía gehen. Beim wirklich traurigen Abschied hatten wir uns damals alle versprochen, in Kontakt zu bleiben. Mittlerweile waren wir schon in Österreich, an Silvester gehts in die Türkei, nächstes Jahr im Sommer vielleicht wieder nach Gandía – und in Deutschland treffen wir uns ja sowieso immer, sobald es klappt.

Sophie

By |2017-11-01T08:36:04+01:00November 13th, 2015|Explore Spanien, SPANIEN|0 Comments

About the Author:

Leave A Comment