Stressig, stressiger, Akureyri

///Stressig, stressiger, Akureyri

Erasmus ist nur Party? Denkste! Wer ein Semester in Island studiert, lernt das Studentenleben in Mittweida zu schätzen.

So ruhig wie die Insel ist, ist das Unileben leider nicht. Pünktlich um 8 Uhr begann jeden Morgen der Unterricht in den Seminarräumen des Universitätsgebäudes. An den Nachmittagen hatte ich aber frei und auch jeden Freitag. Unter der Woche stand jedoch ziemlich viel an: gefühlte tausend Essays schreiben und Präsentationen vorbereiten. Zwar hat das sicherlich mein Englisch um einiges verbessert, doch oft saß ich bis spät in die Nacht (manchmal auch bis in die frühen Morgenstunden), um endlich die Mindestseitenanzahl voll zu bekommen. Großer Minuspunkt ist das dünne Angebot an englischsprachigen Fächern. Ich hatte Fächer in den Bereichen Philosophie, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften aber leider nichts, was auch nur im entferntesten Sinne mit Medien zu tun hat. Und trotzdem nannte sich mein Programm an meiner Gasthochschule „Media Studies“. Bis heute habe ich auch nicht verstanden, warum sich die Uni „international“ nennt, denn egal ob Mensaplan oder die nervigen AGI-Mails: alles ist auf Isländisch! Anders als in der Prüfungsphase in Mittweida gibt es hier in Island bereits Prüfungen innerhalb des Semesters. Die dreiwöchige Prüfungsphase, in der man sich als Student nur von fettiger Pizza und Nudeln mit Ketchup „ernährt“, bleibt da also aus.

21 Jahre. Ich dachte immer, das sei das ideale Studentenalter. Nee, nicht in Island! Bis man 21 ist, sitzt man hier erstmal auf der Schulbank. Das Durchschnittsalter eines Studenten liegt hier bei 28 Jahren und man sieht an der Uni vor allem eins: Mütter. Schwangere Studentinnen sind keine Seltenheit und es passiert auch, dass man mit dem Baby in die Vorlesung gehen muss.

Die Universität Akureyri ist eine der vier staatlichen Universitäten in Island.

Die Universität Akureyri ist eine der vier staatlichen Universitäten in Island.


„Hallo, Herr…äh…Markus“

Besonders ungewohnt war das Dutzen. In Island spricht man Hochschulmitarbeiter mit dem Vornamen an. Ich habe die Dozenten immer beim Vor- und Nachnamen genannt, da ich mich bis heute nicht daran gewöhnen konnte. Ich weiß nicht, ob es an der Ansprache mit dem Vornamen lag, aber man hatte den Eindruck, dass man mit allen Hochschulmitarbeitern auf einer sehr persönlichen Ebene spricht. Trotz der vielen Essays drückten die Dozenten bei der einen oder anderen Deadline auch mal ein Auge zu.

Der Eingangsbereich. Links und rechts befinden sich die großen Prüfungssäle.

Der Eingangsbereich. Links und rechts befinden sich die großen Prüfungssäle.

Wohnheim vs. Gästehaus

Ansprechpartner für alle Austauschstudenten ist Rúnar Gunnarsson. Er hilft nicht nur beim Papierkram, sondern greift auch bei der Wohnungssuche unter die Arme, denn die gestaltet sich nicht sehr einfach. Leider gibt es in Akureyri nur ein sehr kleines Studentenwohnheim und die Chancen dort ein Zimmer zu bekommen, stehen auch relativ schlecht. Deshalb wohnen die meisten ausländischen Studenten in kleinen Gästehäusern. Im Gegensatz zu den öden Wohnheimzimmern mit PVC-Bodenbelag sind die Gästehäuser liebevoll und individuell eingerichtet. Großer Nachteil ist jedoch, dass die Austauschstudenten alle verteilt in der Stadt wohnen und man sich meist in einer Bar oder einem Pub treffen muss, um sich kennenzulernen. Durch die von der Universität organisierten Ausflüge (z.B. River Rafting), wodurch man im stressigen Unialltag zum Glück auch mal zum Durchatmen kam.

Auf den Weg in die Uni...

Auf den Weg in die Uni…

Wenn ich an Akureyri denke, erinnert mich das an meine Schulzeit mit Klausuren, Hausaufgaben, Aufsätzen und Vorträgen. Nur ohne die fiesen Lehrer, die einen nachsitzen lassen. Alles in allem war es natürlich ein tolle und aufregende Erfahrung. Aber vielleicht sollte ich mir beim nächsten Auslandssemester das Studienangebot aufmerksamer durchlesen…

Maria

By |2017-11-01T08:36:03+01:00Januar 13th, 2016|Explore Island, Island|0 Comments

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