American way of studying

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Der Unterricht ist anspruchsvoll, die Professoren sehr freundlich, aber wie finde ich Kontakt zu den amerikanischen Studenten? Und wie läuft die Vorlesung an der CSUF in Los Angeles ab? Wie das Studieren und die Kurse in Kalifornien funktionieren, erfahrt ihr hier.

Nach dem „course crashing“ in den ersten Wochen konnte ich mir ein Bild von den angebotenen Kursen an der CSUF machen und entschied mich letztendlich für vier davon. Erst wollte ich doch fünf nehmen, aber nochmal 1500 Dollar zusätzlich war dann doch zu teuer. Außerdem hatte ich so schon die zeitliche Auslastung eines Vollzeit-Studenten erreicht. Allgemein sind die Kurse nach Jahren sortiert, die Amerikaner studieren ja vier Jahre lang und deshalb gibt es die Einteilung in Freshmans (1. Jahr), Sophomore (2. Jahr), Junior (3. Jahr), Senior (4. Jahr). Wie ich schon im letzten Artikel erzählt habe, sind die ersten zwei Jahren nur Allgemeinwissenskurse – General Studies – und deshalb wählte ich gleich nur Senior Kurse aus.

In diesen gibt es tolle Spezialisierungsrichtungen – die Amerikaner bieten da echt viel an: Von Regie über Produktion bis hin zu Public Relations und Animationseffekte. Und das nicht immer nur mit den gleichen Professoren – in dem einen Kurs lädt der Prof fast jede Woche einen anderen Gastdozenten ein. Die kommen dann zum Beispiel von Netflix oder Sony, sogar der Serienschreiber von The Big Bang Theory war dabei. Grundsätzlich ist es noch wichtig, dass es in Amerika keine Credits gibt, sondern Units, die drei Units pro Kurs bei mir entsprechen ausschließlich 36 Stunden Selbststudium in der Woche. Die Vorlesungs- und Seminarzeit kommt noch dazu. Insgesamt hatte ich zwölf Units und damit immer von Dienstag bis Donnerstag Unterricht. Eine Vorlesung dauert ungefähr drei Stunden, zwischendurch gibt es aber immer wieder Pausen. Manche Kurse können dabei auch bis halb zehn Uhr abends gehen, aber meine Tage waren immer noch relativ normal.

Kurse mit einem Tag bei MTV International

Unter meinen vier Kursen gehören drei zur Fakultät RTVF (Radio Television Film) und ein Kurs zur Fakultät Communication. Dieser nennt sich „Principles of Public Relation“ und geht wie der Name schon sagt um Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Professorin Gail Love erklärte uns dabei Grundlegendes zum PR-Management in Amerika. Ein Tag ist für die sogenannte „Off Campus Activity“ vorgesehen, die sozusagen wie ein eintägiges Praktikum ist. Dabei habe ich über einen Kontakt eines Profs die Möglichkeit gefunden, in die PR-Abteilung von MTV in L.A. reinzuschnuppern. Am Ende muss man dann einen längeren Bericht darüber schreiben. Das war aber auf jeden Fall eine tolle praktische Erfahrung.

Bei MTV, einem Tochterunternehmen von Viacom, verbrachte ich die "Off Day Activity" meines Public Relation Kurses.

Bei MTV, einem Tochterunternehmen von Viacom, verbrachte ich die „Off Campus Activity“ meines Public Relation Kurses.

Um praktische Erfahrungen ging es auch in meinem Kurs „Motion Picture Production 2„. Darin mussten wir in einer Gruppe über das ganze Semester (also knapp 3 Monate) einen Kurzfilm konzipieren, produzieren und schneiden. Da war Kreativität und Teamwork gefragt. Von der Uni und verschiedenen Filmförderfonds wurde ein Budget von $ 6000 gestellt. Dann geht es an die Aufgabenverteilung für das Team, das aus über zehn Studenten bestand. Ich habe die Aufgabe des Producers übernommen, musste damit also das Team anleiten und den Ablauf, die Zeit und Kosten im Überblick behalten. Aber auch die komplizierteren Angelegenheiten wie Versicherung und Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft gehörten dazu. Dafür hat der Dreh aber echt Spaß gemacht und auch die Ausstattung war höchst professionell.

 

Im dritten Kurs „Digital Effects for Film & TV“ lernte ich viel über die technischen Parameter für die Filmproduktion und auch dort drehten wir einige Filmprojekte selbst. Auch Animationen mit After Effects gehörten mit dazu. Einer der spannendste Kurs war „Film-TV Industry“ mit Professor Garry Hart, dem ehemaligen Präsident von Paramount TV, dort gab es auch die wechselnden Gastdozenten. Inhaltlich geht es um das TV-System der USA und wie die Wirtschaft dahinter tickt.

„Zwangssozialisiert“

Mit den Leuten kam ich in den Gruppenarbeiten grundsätzlich gut zurecht. Klar muss man sich erst kennenlernen, aber die Gruppen sind immer so gemixt, dass es doch immer gepasst hat. Um generell andere Studenten kennen zu lernen, gab es am ersten Tag zum Beispiel einen Info Day für alle internationalen Studenten. Die Organisation eines Tutoren-Programms ist aber weit aus nicht so groß und ausgebaut wie bei uns in Mittweida. In den ersten Wochen wurde vom International Office aber noch ein Ausflug  mit allen internationalen Studenten nach Hollywood organisiert. Mit dabei waren junge Leute aus Finnland, Spanien, Mexiko – also eigentlich aus aller Welt. Die eindeutig größten Gruppen dabei waren immer: Deutsche und Südkoreaner.

Weitere Trips organisierte ich dann selbst mit meinen Leuten, darunter auch viele Deutsche und Finnen. Ich muss aber zugeben, dass ich zu den amerikanischen Studenten echt wenig Kontakt gehabt habe. Die sind irgendwie ein weniger passiver, aber natürlich trotzdem freundlich und hilfsbereit, wenn man sie etwas fragt. Die Initiative ergreifen sie aber eher selten. Aber durch die ganzen Gruppenarbeiten sind wir ja sowieso „zwangssozialisiert“ worden und knüpften Kontakte. Und damit mich hier auch jeder versteht, gebe ich bei den Kursen immer meinen Zweitnamen Matt an – das ist eben wesentlich einfacher als Torsten im Englischen.

Torsten

By |2017-11-01T08:36:05+01:00Juli 17th, 2015|Explore USA, USA|0 Comments

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