Willkommen zurück, ihr verrückten Leseratten. Meine dritte Finnland-Woche ist fast vorbei. Ungefähr 1728000 Sekunden bin ich jetzt hier. 1728000 Sekunden schritt ich blauäugig durch finnisches Terrain, bis mein naives, 22-jähriges Anlitz mit folgender Aussage konfrontiert wurde: Finnland gehört gar nicht zu Skandinavien. Hat das hier alles überhaupt noch einen Sinn? Ich meine, da wollte ich doch unbedingt hin. Mission Skandinavien und so. Aber spulen wir etwas zurück.
Bachelor of Sauna
Letzten Montag sollte nach einem mittelschweren Einschreibe-Beben, meine akademische Laufbahn an der TAMK fortgesetzt werden. Für zwei Kurse habe ich mich im Bereich “International Business” eingenistet, da sie besser mit meinen vorgeschriebenen Kursen in Deutschland zusammenpassen. Erste Lektion: Event Tourism, wuhu. Aber nach 35 minütigem Warten im schulisch wirkenden Klassenraum, sahen wir ein, hier kommt keiner mehr. Eine Woche später dann Versuch Numero 2. Erfolgreich. Der sympatische, leicht verwirrte und quirlige Lebemann Markku (ja, das läuft hier alles über die Vornamen) hatte seinen großen Auftritt. Obwohl naja, eher waren wir es, die on stage mussten. Jeder durfte ein paar personalisierte Sätze loswerden, während der jeweilige Vorgänger versuchte per Google Maps der Klasse den Herkunftsort des betreffenden Studierenden zu zeigen. Das kann bei Orten in Namibia, Taiwan oder dem schönen Rosenheim ganz schön tricky sein. Nach dieser geologischen und multikulturellen Meisterleistung bekamen wir auch schon prombt die Hausaufgaben für die folgende Lektion:
Handtuch, und Schwimmsachen mitnehmen, die nächste Stunde findet in der Sauna statt.
Als wäre das nicht schon genug mentaler Anspruch, setzte Markku noch einen drauf: “Wir pflegen die bekloppte finnische Kultur und deswegen bringt alle eine Kopfbedeckung mit, die Hässlichste gewinnt.” Wenn das so weiter geht, dann kann ich meine Bachelorarbeit über die Erfolgsteigerung bei Saunawettbewerben in Westfinnland schreiben. Bachelor of Sauna.
Markku wird dann mein Mentor, auch wenn er mir die Illusion geraubt hat, hier mitten in Skandinavien rumzuturnen.
“Nur Norwegen und Schweden gehören zu Skandinavien”.
Boom. Mitten in die F++++ rein. Finnland ist “nur” Teil Fennoskandinaviens. Klingt aber irgendwie cool. Fennoskandiavien, yeah. Eigentlich müsste ich in den vorherigen Blogeinträgen immer noch die Silbe “fenno” dranhängen, mal sehen.
Mediapolis – Ne, nicht das in den USA…
Als crazy Medienstudent muss ich in den regulären Kurse ins weitenferne Mediapolis reisen. Der Gebäudekomplex liegt so ziemlich am anderen Ende der Stadt. Von Zuhause oder dem Hauptcampus benötige ich ca. 30 Minuten. Auch mal 45, wenn ich nicht drei Haltenstelle zu früh aussteigen oder ich wiedermal vergesse den Bus “zu mir zu winken”, dieser fährt nämlich sonst einfach vorbei. Bis jetzt hatte ich erst zwei mal die Ehre im Mediapolis zuKURSieren. Neben fleißigen Rumgebastel mit Adobe After Effects und einer Gruppenarbeit (sehr sensibles Thema für mich!!!) mit semi-motivierten Mitgliedern über die Relevanz von TV, kann ich noch nicht so viel dazu sagen. Im Großen und Ganzen ist es sehr locker und die “Lern-Atmosphäre” angenehm, kreativ und frei.
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Kein Skandinavien, dafür Moomins
I made it. Ich war im Moominmusuem ( ich wende jetzt doch die Original-Schreibweise an ). Mein “Excitement” über diese Lokalität wurde aber leider etwas abgedämpft. Momentan tummeln sich die Original-Illustrationen von Tove Janson nur auf einem “Floor”. Die Figuren und die liebevoll Nachbauten der Moomin-Schauplätze sind einen Besuch wert, aber leider ist da doch eine leichte Diskrepanz zwischen meinen Erwartungen und der harten Museumsrealität. Das kommt davon wenn man sich in seinem Kopf ein wahres Moomin-Eldorado aufbaut.
Wohnst du schon oder wühlst du noch?
Wenn es um das Einrichten geht, graben sich bei mir stark die elementaren Instinke unserer Vorfahren hervor: Ich modifiziere zum Jäger und Sammler. Ikea war gestern. Die Möbelbeschaffungsmaßnahme 2.0 war angesagt. Dazu braucht man Folgendes:
- kein Geld
- keine Ansprüche
- Zugang zu anderen Wohntrakten
(am besten mit Abstellkammer) bzw. Kontakte zu den Bewohnern
- Tragevorrichtungen / helfende Hände
- einen Sprung in der Schüssel (oder garkeine Schüssel)
Man gehe einfach in die nächstgelegenen Studentenunterkünfte und schaue was dort unter den Treppen gelagert wird. Stillt dies die Sammellust noch nicht, muss zu Level 2 übergegangen werden. Man beschaffe sich (legal) Zugang zu den Abstellkammern. In einigen Gebäuden haben die Bewohner eigene verschließbare Abteile. Die Unabgeschlossenen gelten als Freiwild. Vom nigel nagel neuen Ikea-Tisch, über Kamerastative, bis hin zu einem Ölgemälde eines finnischen Nationalhelden mit Hakenkreuzkette, findet sich hier einiges. Nun bin ich stolzer Besitzer eines Regals, einer schicken Nachttischlampe, einer Wäschebox und und und.
Als ich dachte, all meine Träume seien wahr geworden, tat sich am Horizont der Garteneden der Schnäppchenjäger auf: Der Storage Room, das Klamotten- und Krims-Kram-Lager meiner Universität. Hier konnte ich kostenlos Handtücher, Decken, Skikleidung und andere nützliche Gadgets einsacken. Große Konkurenz hat mir dabei aber ein kleiner Mexikaner Namens Oscar gemacht. Das ist pure Sammellust, geballt auf 166 cm. Mit ihm wurde der Aufenthalt in der Kammer zum Event. Egal ob Eierschneider, Backform oder Milchaufschäumer, er verstaute alles.
I think I need this, it can be usefull
Der Transport unserer Schätze im überfüllten Bus, brachte uns dann den endgültigen Adrelanin-Kick, den man nach einer solchen Plünderung braucht. Vorallem wenn man bei über 20 Grad eine Winterjacke tragen muss, weil sonst kein Platz mehr für sie ist… Bald kann er sie aber gebrauchen, es wird langsam fresh. In diesem Sinne: Moi, moi, bis zum nächsten Post.
