T ALL IN N – Advanced Mode!

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Wenn mich noch einer fragt was ich denn in Finnland wolle, weil es dort außer Schnee und Bäumen nichts gäbe, den sperre ich in der nächsten Sauna ein! Auf dem heutigen Tagesordnungspunkt stehen die super schnellen Routen zu anderen famosen Reisezielen: Finnland, der geografische Stern des Nordens.

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In diesem Artikel werdet ihr Teil unserer turbulenten Reise in Estlands Hauptstadt Tallinn.

Finnlands feuchtfröhliche Fähren

Die Routen zu Stockholm, Tallinn und St. Petersburg werden gerne mit der Fähre zurückgelegt. Die finnischen und schwedischen Jugendlichen funktionieren die Überfahrt größenteils zur “Sauf-Tour” um, bei der eher der feucht fröhliche Weg bzw. der günstigere Alkohol Estlands das Ziel ist. Uns interessierte natürlich voll und ganz der Charme des historischen Tallinns (zu 90 Prozent). Bis es soweit war, mussten wir aber einige Hürden bewältigen. Das Schicksal hatte es nicht gut mit uns gemeint. 

Hier die Chronik der unheilvollen Vorkommnisse vor der Überfahrt:

 Montag (noch vier Tage bis zur Überfahrt):

  1. Schreckensmeldung: Streik im gesamten finnischen Personenverkehr am Freitag!

Busse, Züge, Flugzeuge, sogar die finnischen Fähren sollten am Freitag (unser Abfahrtstag) stillstehen. Unsere Kriesenmanagerin Lisa fand schnell heraus, dass unsere bereits gebuchte Fähre fahren sollte, da sie unter estländischen Flagge fährt. Puh.

  1. Schreckensmeldung: Der Bus nach Helsinki ist gestrichen.

Auch hier fand Lisa eine Lösung, eine finnische Kommilitonin erklärte sich bereit vier von uns mit dem Auto nach Helsinki mitzunehmen. Zwei anderen Mitreisende wollten einen früheren Bus nehmen, dieser wurde komischerweise nicht gestrichen.

Zwei weitere männliche Anhängsel wollten am Freitag mit einer späteren Fähre nachkommen. Auch ihr Bus schien laut Plan zu fahren. Alles nochmal gut gegangen, dachten wir…

Donnerstag (noch ein Tag bis zur Überfahrt):

Schreckensmeldung: Für die Fähre der anderen beiden wurde eine Sturmwarnung ausgesprochen…

Chat der schlechten Nachrichten

Abwarten und Moomintee trinken.

Freitag (Tag der Abfahrt):

Finale Schreckensmeldung: Die Fähre der anderen beiden wurde gestrichen. Für sie war er ausgeträumt der Traum vom Tallinn Trip.

Bei strömenden Regen kamen wir dann endlich in Helsinki an. Tollkühn pirschte wir uns durch die klitschnasse demonstrierende Masse.

Demonstranten in Helsinki
Demonstranten in Helsinki

Rianne, eine unserer zwei “Dutchies”, hatte gleich zweimal das Vergnügen, weil sie ihr Smartphone samt Kreditkartencase drei Blocks weiter liegen gelassen hatte. Von solchen Aktionen werdet ihr noch mehr lesen. Nachdem sie das gute Stück wohlbehalten wiedereroberte, ging es planmäßig weiter. In Finnlands Haupstadt und Geburtsort von Samu Haber (das musste jetzt sein) sammelten wir dann unseren beiden anderen Gefährten ein. Diese konnten wie oben erwähnt noch einen Platz in einem früheren, “fahrenden” Bus ach Helsinki ergattern. Auf der LindaLine  Fähre ging es dann für wenige Geld und in rasanten 100 Minuten in das nördlichste Land des Baltikums. Das Wetter in Tallinn konnte man als semi gut beschreiben. Die Sonne traute sich raus, der Auftritt blieb aber bescheiden.

Irgendwie muss man die Überfahrt ja überstehen

Obacht beim Lebensmittelkauf und keine Scheu vor Provisiorien!

Wir rollten fröhlich mit unseren Trollis durch Tallinn Gassen und fanden dank unserer Anführerin Lisa schnell unser Domizil. Im Mo Hostel nahe der Altstadt sah alles etwas mitgenommen und extrem provisorisch aus. Trotzdem war es gemütlich, das muss man auch mal erst hinbekommen für elf Öcken pro Übernachtung und einer zentralen Lage. Die Küche mit angrenzendem Esstisch erinnerte an Omas Stube. Voll Enthusiasmus stürmten wir den estländischen Supermarkt um uns für ein deliziöses Frühstück einzudecken. Das Resultat: Viel Schoki, extrem salziges Wasser (ich machte den Glücksgriff) und eine große Packung Eier. Zurück im Hostel merkten wir dann: Hier gibt’s keinen Herd. Letzteres Problem haben wir mit der Herstellung von Mikrowellen-Rühreiern auf pragmatische Art und Weise gelöst (habe ich im Wohnheim fortgesetzt).  Neben Eiern aus der Mikro gab es natürlich auch noch andere kulinarische Highlights. Geplant war das Dinieren in einem landestypischen Restaurant. Diese waren aber restlos ausgebucht, worauf hin wir auf eine Sportbar auswichen. Überraschenderweise war das Essen trotz sportivem Ambiente extrem lecker und wie es sich für Estland gehört, günstig.

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Ich weiß nicht warum ich da gerade so schaue, aber am Essen lag es nicht
Ihr könnt euch nicht vo9rstellen wie viel Spass es auf diesem Ding gemacht hat
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viel Spaß es auf diesem Ding gemacht hat

Seyd mir willkommen holde Maid, nach was düngt es euch?

Der historische Kern, die Altstadts Tallin, hat nicht nur einen unbeschreiblichen mittelalterlichen Charme, sondern ist auch Mittelpunkt des Nachtlebens. Trotz frischen Temperaturen sitzen die Menschen draußen vor den Restaurants und Bars und verbreiten ein schon fast mediterranes Ambiente. Wirklich eingetaucht sind wir in das Nachtleben aber erst am nächsten Tag. Der startete mit einer etwas verregneten aber kostenlosen Stadtführung. Eine extrem motivierte Stadtführern versucht der Truppe (wieder mal zu 40 % aus Deutschen bestehend) auf witzige Art die estländische Geschichte und Wahrzeichen nahe zu bringen. Hat bis zu einem gewissen Punkt auch geklappt, bis mir dieser Käfer über den Weg lief, der aussah wie ein laufendes Verteidigungsschild… Das hatte dann doch erst mal Vorrang.

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Unsere motivierte Stadtführerin
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Tallinns Altstadt
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Der kleine Racker war einfach zu schnell


Genug von ritterlichen Käfer. Die 500.000 Einwohnerstadt ist wunderschön. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl in einer Filmkulisse für eine Mittlelalter-Soap oder in einer Märchenverfilmung zu stecken. Die Tallinner ziehen dieses Thema aber auch durch. Konsequent. In der Altstadt locken Burgfräulein, Henker, Gaukler und Co mit ihren mehr oder weniger aufwendigen Kostümen in Restaurants, ins Foltermuseums oder in diverse andere Etablissements. Ob die historische Stadtmauer, die verwinkelten Gässchen oder die Alexander Newsky Kathedrale, Tallinn ist in meinen Augen wirklich etwas, was man so als durchschnittlicher Westeuropäer nicht so oft sieht. Da wären zum Beispiel die vielen selbsteingelegten Spezialitäten, die in diversen Märkten von Rentnern verkauft werden. Noch viel ungewöhnlicher waren für mich aber die Grabsteine, die man hier zwischen Wurst, Trauben und Essiggurken kaufen kann. GRABSTEINE. Naja wieso nicht, braucht man ja irgendwie jeder mal.

Interesse?
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Taubenapokalypse
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Alexander Newsky Kathedrale

Nicht nur an der Bauweise der Kirche, sondern auch in vielen Läden erkennt man den russischen Einfluss in dem kleinen Land. Pelze und Matroschkas lächeln einem von allen Seiten zu. Genug von Sehenswürdigkeiten – Seize the night!

Intoxikation

Neon Graffiti an den Wänden, Reagenzgläser in allen Ecken und Männlein und Weiblein in Chemiekitteln. Was sich anhört wie ein weiteres Methlabor von Walter White oder einer wilden Sause von Chemiestudenten, ist die Kulisse Tallinns angesagtester Bar, der Labor Bar. Der Titel ist Programm. Während man noch ganz geflasht von den Neonwandbilderm und diverser anderer Lichtschläuche ist, wandert die Aufmerksamkeit schnell zum/zur Barkeeper/in. Im feschen Chemiekittel werden hier Drinks stilecht in Reagenzgläsern und anderen “chemikalischen” Gefäßen angemixt und serviert. Intoxikation mit Stil! Auch die Getränkekarten sind in diesem Stil gestalten, perfektes CI, da schlägt das Herz eines Medienstudenten höher. Während auch unserer Alkoholpegel ausschlug entdecke ich im Erdgeschoss die Tanzfläche der Bar. Den weiteren Verlauf des Abends könnt ihr euch ohne chemische Grundkenntnisse denken. 

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In der Laborbar mit unseren norvegischen Shugar Daddy
Unser norwegischer Shuggar Daddy


Reagenzgläser statt Shots

Verrueckter Prf.

Am Tag danach folgte gleich ein leichter Panikanfall. Ich konnte meine Kreditkarte nicht finden. Schlauerweise hatte ich sie gegen Ende in meine JACKENTASCHE getan. Bravo ganz großes Kino… Obwohl es im Nachhinein sehr wahrscheinlich erscheint, dass das Ding rausgefallen sein musste, war ich im ersten Moment fest davon überzeugt, dass jemand Fremdes in unserer Zimmer geschlichen sei und meine Karte entwendet hat. Schon kurz davor die Karte sperren zulassen, fragte Rianne ganz lässig an der Hostelrezeption nach und tada, da war sie! Lag vor der Hosteltür. Muss mir wohl beim Öffnen der Tür herausgerutscht sein. Kein Kommentar. Naja,ist ja noch einmal gut gegangen.

Der nächste Schock folgte zugleich. Rianne, die eben noch die Rolle der heldenhaften Finderin inne hatte, suchte nun selber etwas: Ihren finnischen Zimmerschlüssel. Durch die Tatsache, dass Lisa ihre Mitbewohnerin ist, hätte sie zwar die Möglichkeit gehabt in die Wohnung zu kommen, hätte bei Verlustmeldung aber 250 Taler blechen müssen. Wir also alle auf der Suche nach dem Schlüssel. Diesmal konnte uns der Rezeptionist nicht weiterhelfen. Auch bei der Touristeninfomation wurde nichts abgegeben. Ein Fundbüro gab es nicht. Hm. Doof. Dann haben wir uns gegenseitig noch auf dem Marktplatz verloren und sind in zwei Gruppen herumgeirrt um die anderen zu finden (zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre nach Finnland). Aber das Happy End war nahe. Kurz bevor ich fast über das Mikrofon des semi-professionellen Moderators auf dem Marktplatz die anderen ausrufen ließ, liefen wir uns über den Weg und Rianne viel plötzlich ein, dass ihr Schlüssel doch in ihrer Kosmetiktasche steckt. Schöööön 🙂.

Where are the keys?
The day after: Where are the keys?

Auf den Schreck erstmal Happa, Happa

Nach all dem Stress schlenderten ein weiteres mal durch die Gassen der Altstadt. Auf dem Marktplatz griffen wir kosmopoliten Erasmusstudenten Leckereien aus aller Welt ab. Von einheimischen Brotaufstrichen über russisches Gebäck bis hin zu türkischem Baklava, wir probierten alles. Währenddessen wurden auf der Bühne traditionelle Gesänge und Tänze mehr oder weniger souverän aufgeführt. Mein persönliches Highlight waren die “süßen blauen Estland-Omis”. Die haben wir natürlich danach Backstage zum meet-and-greet getroffen. 

Nach so viel Trubel flanierten wir mit Sushi-Wraps (kenne ich aus Australien, wieso gibt es die nur in so wenigen Ländern?) in der Hand zum Hafen. Hier kauften wir, wie der Rest der Überfahrtler, kräftig die günstigen vitaminreichen Trinkpäckchen und ganz viel Milch ein. Hust. Zufrieden und mit einem äußerst hohen Vitaminanteil im Koffer erreichten wir wieder finnischen Boden. Moi! Fühlt sich schon fast wie Zuhause an…

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Tallinns exklusivster Act
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beer head
Bye bye Tallinn
Bye bye Tallinn

By |2017-11-01T08:36:04+01:00November 6th, 2015|Finnland|Kommentare deaktiviert für T ALL IN N – Advanced Mode!

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